Details
Theater-AG
Maria Ward-Schule Mainz
Antigone
Jean Anouilh
   


Aufführungstermine

12. März 1999, Theaterkeller der MWS
18. März 1999, Theaterkeller der MWS
19. März 1999, Theaterkeller der MWS
24. März 1999, Mainzer Kammerspiele
   



Mitwirkende  
   
Antigone, Tochter des Oedipus Jana Kristin Prigge, 12E2
Ismene, Schwester Antigones Bianca Tiator, 12Ma2
Amme der beiden Mädchen Sandra Herrmann, 12Bi2
Eurydike, Kreons Frau Vera Dworschak, 12Ma2
Kreon, Onkel Antigones,
König von Theben
Andrea Kraß, 12Ge2
Page Kreons Stefanie Frorath, 6a
Hämon, Sohn Kreons,
Verlobter Antigones
Sylvia Schubert, 12Bi2
Wächter Bettina Frorath, 12Ma2 ; Almut Schiffer, 12Sk2 Anne Kummert, 8c
Ein Bote Jacqueline Rizzi, 9d
Sprecher Cornelia Briem, 11 e ; Anne Dany, 11 b
Kerstin Pfingst, 11e

Souffleuse

Annegret Doobe, 9e
Bühnenbild, Kostüme Theater-AG
Plakat Doris Kaiser ; Theater-AG ; Druckladen
Inszenierung und Textbearbeitung Doris Kaiser
   









Jahrbuch MWS

Die Theater AG der MWS führte an vier Abenden im März 1999 das Schauspiel "Antigone" von Jean Anouilh auf.
Das Stück, 1944 in Paris uraufgeführt, gehört in die Reihe der Adaptionen antiker Dramen, die die französischen Dramatiker in den 30er und 40er Jahren häufig vornahmen (Sartre, Cocteau, Gide, Girandoux).
Antikes Drama im Konversationsstil und im Gewand der Gegenwart, durch Psychologie und modernen Stil wird die antike Tragik nicht aufgehoben, sondern bestätigt - allerdings unter einem götterlosen Himmel ohne jeden jenseitigen Trost.
Das Stück wurde bei seiner Uraufführung als Resistance-Stück mißdeutet, Ende der 60er Jahre als Aufbegehren der Jugend gegen alles Etablierte - Antigone in schwarzem Leder mit Zigarette. Antigones Text ist so stark, daß er alle diese Deutungen erlaubt und überdauert.
Zur Zeit scheint des Stück eine erneute Aufführungsreihe zu erleben - ganz progressiv dabei die Theater AG der MWS. Doris Kaiser läßt das Stück im Gewölbekeller ganz dicht beim Publikum spielen, die Spielerinnen treten durch das Publikum auf und schaffen so einen eigenen Kontakt zwischen Spielern und Zuschauern. Dieses Einbezogensein schafft eine ganz dichte Atmosphäre während der Aufführung und eine gebannte Konzentration.
Anouilh ersetzt den Chor, 1944 ganz modisch, durch einen "Sprecher". Doris Kaiser gibt dem Stück den Chor wieder zurück. Den drei Soldaten stellt sie drei Sprecher gegenüber, die dem Stück die etwas aufgesetzte Privatheit nehmen und den Spielerinnen die Überhöhung des Alltäglichen erleichtern. Diese erreicht die Aufführung durch die Konzentration auf die Farben Schwarz, Grau und Blau mit einem violetten Akzent durch Ismenes Kleid. Was scheinbar ein Mangel ist, die ungenügende Ausleuchtung durch die räumlichen und technischen Grenzen des Spielortes, gibt ganz starke Bilder durch die Schatten, die die Spielerinnen auf die Wand werfen. Kein gebautes Bühnenbild könnte diese starken Bildwirkungen übertreffen.
Schultheater hat immer das Problem, daß alle Spieler gleichaltrig jung sind. Viele Probleme, die das Theater behandelt, sind dadurch kaum zu vermitteln.
Theater an Mädchenschulen fehlt nicht nur der Altersunterschied, sondern auch der Geschlechterunterschied, was scheinbar die Darstellungsmöglichkeiten noch mehr einschränkt.
Doris Kaiser versteht es, mit ihrer Theaterarbeit aus diesem Mangel Vorzüge zu machen. Sie verwandelt die Stücke ihren Spielerinnen an.
Bei aller Intensität der Darstellung, bei aller erkennbaren Identifizierung mit den Rollen bleibt neben dem Text von Anouilh die die Mädchen bewegende Diskussion über den Sinn des Lebens und die Bereitschaft zum Leben, zum Schließen von Kompromissen, zum Überleben. Hier diskutiert keine Schauspielerin, die eine 17jährige spielt mit einem reifen Schauspieler, hier diskutieren zwei 17jährige Mädchen mögliche Positionen in einem zukünftigen Leben nach der Schule. Was will ich? Wie werde ich leben? Wofür will ich mich entscheiden? Daß dies Fragen sind, die die Spielerinnen bewegen, wird durch das intensive, packende Spiel des ganzen Ensembles deutlich. Neben die Probleme Kreons und Antigones schiebt sich als ganz starke Bedeutungsschicht die Problematik der bald anstehenden Lebensplanung.
Großer, bewegter Beifall.

Wolfgang Bachtler
   
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