Details
Theater-AG
Maria Ward-Schule Mainz
Die deutschen Kleinstädter
August von Kotzebue
   


Aufführungstermine

23. März 2001, Theaterkeller der MWS
27. März 2001, Theaterkeller der MWS
29. März 2001, Mainzer Kammerspiele (Schultheatertage)
30. März 2001, Theaterkeller der MWS

   


Mitwirkende  
   
Herr Nikolaus Staar, Bürgermeister, 
auch Oberältester zu Krähwinkel
 
Cornelia Briem, 13De3
Frau Untersteuereinnehmerin Staar,
seine Mutter

Anne Dany, 13E3
Sabine, seine Tochter Susanne Kessel, 8a
Herr Vizekirchenvorsteher Staar, sein Bruder Christine Huff, 10c
Frau Oberfloß- und Fischmeisterin Brendel  Saskia Ditsch, 11Sk3
Frau Stadtakzisekasseschreiberin
Morgenrot

Annette Rienäcker, 10b
Herr Bau- Berg- und Weginspektorsubstitut
Sperling

Jana Knapp, 11Sk3
Karl Olmers Emilia Fischer, 10c
Nachtwächter  Miriam Fernandez Molina, 10b
Klaus, der Ratsdiener Anne Kummert, 10c
Magd Kerstin Pfingst, 13Bi3
Bauer Miriam Fernandez Molina, 10b
Kinder Marie Theres Pietschmann, 6e
Janika Repp, 6e

Souffleuse

Fabienne Makhoul, 8a
Bühnenbild, Kostüme Theater-AG
Plakat Christine Huff, 10c
Doris Kaiser 
Inszenierung Doris Kaiser
   


Jahrbuch MWS

Leitkultur mit Gartenzwerg

Kotzebue erfand für sein Lustspiel das Städtchen "Krähwinkel", das seitdem zum Inbegriff des Spießigen, Kleinkarierten, Selbstgerechten geworden ist. Wie ist dieser Schauplatz auf die Bühne im Gewölbekeller zu bringen, wie sind die wechselnden Schauplätze - der letzte Akt verlangt einen Platz mit Giebelhäusern und Laterne - mit den eingeschränkten Möglichkeiten der Maria Ward - Bühne darzustellen? Auch für dieses Stück findet die Truppe eine geniale Lösung - einen Gartenzwerg. Er wird von kichernden kleinen Mädchen liebevoll auf der sonst leeren Bühne arrangiert, und "Krähwinkel" ist sofort bezeichnet.
Ähnlich rigoros geht Doris Kaiser mit dem Text um. Von dem vieraktigen, redseligen Stück bleiben pausenlose eineinhalb Stunden. Der Text ist auf das Wesentliche reduziert. Das Stück bekommt dadurch gleichsam eine kabarettistische Schärfe. Der Bezug zu aktuellen Diskussionen über Integration und Ausgrenzung, über Normen der Gesellschaft, die anzuerkennen sind und ohne deren Anerkennung es keine Integration geben darf, ist ebenso komisch wie erschreckend hergestellt.
Dabei kommt wieder der Stil der Arbeit Doris Kaisers voll zum Tragen: keine Masken, keine angeklebten Bärte, keine ausgestopften Bäuche. Die Karikaturen von ehrpusseligen älteren Damen und Herren werden von den Mädchen ganz ohne Hilfsmittel erreicht - "Männer" haben Anzüge an, "Damen" Kleider, das genügt und macht es natürlich schlimmer. Junge Mädchen spielen Erwachsene, wie Schüler ihre Lehrer parodieren, diese gar nicht ehrwürdigen Honoratioren entstehen gleichsam aus dem Spott einer Mädchenklasse. Das ist ganz vorzüglich und gibt dem Stück eine Lebendigkeit, die es von wirklich würdigen Damen und Herren gespielt gar nicht mehr hätte. Dass die Mädchen, wo sie gerade am Spotten sind, auch heutige "Krähwinkeleien" in den Text einbauen, gibt einen zusätzlichen Reiz.
Nachdem im letzten Jahr die Mitglieder der "Gründungstruppe" die Schule verlassen hatten, war ein neuer Anfang zu machen. Er ist gemeistert. Die Truppe wirkt wie bisher homogen und ausgeglichen, die neuen Spielerinnen sind integriert und auf dem hohen Niveau der Gruppe angekommen. Das ist den klugen Besetzungen Doris Kaisers zu verdanken. Auch die scheinbar kleinen Rollen werden wichtig genommen und mit guten Spielerinnen besetzt. Allen Darstellerinnen setzt sie das angemessene Tempo des Komischen so sicher ein, dass die Sache schnurrt, klappt und sich fügt. Wenn dann am Ende die ehrbaren Damen und Herren noch in Nachthemd und Schlafmütze auftreten, kennt die Heiterkeit keine Grenzen mehr. Dazwischen die einzigen Normalen, das sehr junge Liebespaar, das doch noch Hoffnung auf Besserung in die verstaubte Krähwinkelwelt bringt.
Diese Aufführung zeigt was Schultheater leisten kann: Spiellust, direkter Spaß, Verblüffung, Vergnügen auch am Klamauk, aber gemäßigt durch Grazie und erhoben vom Geschmack. Das Publikum dankte mit großem Beifall.

Wolfgang Bachtler
 

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