Details
Theater-AG
Maria Ward-Schule Mainz
William Shakespeare
Fotos zur Aufführung
Aufführungstermine
28. Mai 2010, Gewölbekeller der MWS
01. Juni 2010, Gewölbekeller der MWS
02. Juni 2010, Gewölbekeller der MWS
Jahrbuch MWS
Shakespeare mit Beamer

Die Theater AG der Maria Ward Schule spielt "Die Komödie der Irrungen"
Die große Ähnlichkeit von Zwillingen und die damit verbundenen Verwechslungen sind ein geradezu ideales Motiv für die Komödie. Schon Plautus (254 - 184 v. Chr.) hat in seiner Komödie "Menaechmi" dieses Doppelgängermotiv mit allen seinen Verwechslungsmöglichkeiten durchgespielt. Shakespeare griff den Stoff in seiner "Komödie der Irrungen" auf und verdoppelte das Verwechslungsspiel mit einem zweiten Zwillingspaar. Der Witz des Stückes besteht darin, dass sich Schauspieler nie so ähnlich sehen, dass der Zuschauer sie wirklich verwechseln könnte. Der Zuschauer weiß also immer, welcher der beiden gerade auftritt, und nur die Partner der Zwillinge auf der Bühne oder sie selbst geraten in Verwirrung. Die scheinbare Identität ist in Wirklichkeit eine Doppelheit, die der Zuschauer immer durchschaut. Die Theater - AG spielt in ihrer Aufführung mit dieser Theatertradition, da sie in ihrer Aufführung ein drittes, echtes Zwillingspaar aufbietet. Julia und Sophie Becker bewegen sich und sprechen synchron und sind nun wirklich nicht zu unterscheiden. Sie spielen zwar auch Diener und Gerichtsdiener, meist stehen sie aber auf der Bühne und wundern sich, was denn diese Menschen auf der Bühne und diese merkwürdigen Zuschauer an gleich aussehenden Menschen so komisch finden. Was die Zuschauer dann besonders komisch finden.
Doris Kaiser hat mit ihren Darstellerinnen wieder sehr genau gelesen und die scheinbar leichte Komödie für die Möglichkeiten der Gruppe und des Theaterkellers klug bearbeitet. Die kurzen und einsehbaren Wege im Gewölbekeller erleichtern die Darstellung der Verwirrungen nicht nur für die Spielerinnen, sondern auch die Durchschaubarkeit für die Zuschauer, so dass der Abend zu einem großen Vergnügen wird.
Liegt es daran, dass hier nur Mädchen spielen, dass das Stück so brutal wirkt? Natürlich lacht das Publikum, weil das Stück bei aller Brutalität eben auch so komisch ist. Aber in Ephesus ist es ungemütlich, Männer und Frauen tragen Uniformen, rote Hemden, gelbe Krawatten, schwarze Hosen oder Röcke. Auch der Herzog unterscheidet sich nur durch Stock und Melone von seinen Untertanen. Die Zwillingsherren tragen zur gelben Krawatte blaue Hemden und wie ihre Eltern schwarze Brillen, die Zwillingsdiener tragen grüne Hemden und gelbe Krawatten. Die Diener, die schon von Geburt an Sklaven ihrer Herren waren, werden wegen jeder Kleinigkeit verprügelt, Ehemänner werden beschimpft, Ehefrauen bekommen Prügel angedroht. Reisende, die aus der falschen Stadt kommen, werden hingerichtet, wenn sie kein Lösegeld bezahlen können.
Das Stück hat eine bizarre Vorgeschichte, die in der Eingangsszene zwar erzählt wird, die man aber schon bei Plautus nicht versteht, weil sie so kompliziert ist. Hier kommt nun der Beamer ins Spiel. Larissa Niesen souffliert nicht nur, sie bedient auch den Beamer, mit dessen Hilfe die unwahrscheinliche Geschichte anschaulich und verstehbar gemacht wird. Kinderzeichnungen mit eingeklebten Porträtfotos der Darstellerinnen machen die Vorgeschichte zwar nicht wahrscheinlicher, aber durchschaubarer. Anja Rode als verzweifelter Vater Egeon erzählt die schlimme Geschichte von Schiffbruch und verlorenen Kindern. Schon hier und wieder am Ende gibt sie glaubhaft den Schmerz des leidenden Vaters.
Nach dieser Einleitung schnurrt das Stück dann ab. Alle Verwechslungen, die mit der Ausgangskonstellation möglich sind, werden durchgespielt: Der Vater sucht den verlorenen Sohn und findet den anderen, der ihn nicht kennt, die Ehefrau sucht ihren Mann, den sie der Untreue verdächtigt, findet dessen Bruder, der sie nicht kennt, aber mit zum Essen geht, da er von ihrer Schwester fasziniert ist, was die Ehefrau in ihrem Verdacht schrecklich bestätigt. Als der richtige Ehemann zum Essen kommt, lässt ihn der falsche Diener nicht ins Haus, worauf der zu einer Kurtisane geht, aber nur, weil man bei ihr besonders gut speisen soll. Ein Goldschmied bringt eine bestellte Kette dem falschen Antipholus, der richtige reklamiert die Kette, der Goldschmied will sein Geld von dem, der die Kette gar nicht erhalten hat, des Goldschmieds Gläubiger will sein Geld, da er nicht bezahlen kann, soll er ins Schuldgefängnis, die Ehefrau will ihren Mann, den sie für besessen hält, exorzieren lassen, der Exorzist wird verprügelt, die Bedrohten fliehen in ein Kloster. Natürlich ist das alles sehr viel komplizierter und im Gewölbekeller ganz besonders, denn alle Verwicklungen ließen sich leicht lösen, wenn die abgehenden Zwillinge nur einmal zurückschauten, wo die anderen Zwillinge gerade auftreten, aber sie tun es nicht. Die Gerichtsdienerzwillinge bemerken das schon, aber man fragt sie ja nicht.
Während die Herren erst am Verstand der anderen Personen und dann, als die Verwicklungen immer undurchschaubarer werden, an ihrem eigenen zweifeln, bekommen die Diener, denen nur Unwilligkeit, Dummheit und Bosheit unterstellt werden, von jedem Herrn und der Herrin Prügel.
Antipholus von Syrakus ist die reichere Rolle, der differenziertere Charakter, der schon früh von den Verwirrungen verwirrt wird. Eine ihm völlig fremde Frau will seine Ehefrau sein, während er sich mehr zu ihrer Schwester hingezogen fühlt. Sein Diener versteht ihn nicht, veruntreut sein Geld, der Goldschmied bringt ihm eine Kette, die er nicht bestellt hat. Diese Ereignisse lassen ihn an seinem Verstand zweifeln. Dorothee Jochimsen spielt die Rolle glaubhaft mit sehr differenzierten Tönen. Antonia Regis spielt Antipholus von Ephesus, der in den Schwierigkeiten zunächst die Bosheit seiner Frau, die Dummheit seines Dieners, die Unzuverlässigkeit seiner Geschäftspartner sieht, bis auch er an der Situation verzweifelt. Auch sie bleibt dem robusteren Charakter dieses Bruders nichts schuldig. Die Regie hat für die beiden Spielerinnen gleiche Gesten gefunden, um sie für ihre Mitspielerinnen ähnlicher zu machen. Den Dromio aus Ephesus spielt Nicola Zimmermann, den Dromio aus Syrakus Patricia Sieck. Nicht nur weil sie beide unter dem gleichen Schluckauf leiden, mehr noch, weil ihre Erlebnisse gleicher sind, als die ihrer Herren, ist die Ähnlichkeit ihrer Figuren sehr beachtlich, weil beide Spielerinnen ihre doch sehr komischen Rollen mit der gleichen Ernsthaftigkeit spielen und den Schrecken, dass sie nicht nur dauernd verprügelt, sondern auch noch ihrer Identität beraubt werden, glaubhaft darstellen. Maike Schmidt spielt den Goldschmied, der an seiner Kundschaft und deren Zahlungsmoral verzweifelt. Sehr zuverlässig spielen Paulina Knodel den Gläubiger des Goldschmieds, Malena Große den Beschwörer und einen Boten und empfehlen sich damit für größere Rollen.
Judith Maurer ist Adriana, die Ehefrau des Ephesers. Sie gibt die nervende und genervte Ehefrau überzeugend. Ihre Liebe erschöpft sich, nach mehrjähriger Ehe, in Verdächtigungen, Vorwürfen und Einengungen. Der Mann kann machen was er will, er wird beschuldigt. Dass sie am scheinbar glücklichen Ende noch eine besserwisserische Schwiegermutter bekommt, wird die gefährdete Ehe nicht glücklicher machen. Emilia, die Mutter der Herrenzwillinge, spielt Christina Becker mit schwarzer Familienbrille aber auch mit großer Würde und Autorität. Kein Wunder, sie war jahrelang Nonne. Lisa-Marie Schneider gibt der Schwester Luciana Lieblichkeit und eine zarte Verwirrung über ihre unpassende Zuneigung zu ihrem vermeintlichen Schwager. Die in einer Hafenstadt angebrachte Verruchtheit der Kurtisane macht Marcena Kortsik mit schräger Frisur und viel Lippenstift sichtbar.
Den Herzog spielt Katrin Rode mit großer Autorität. Er führt die im Grunde tragischen Situationen durch seine Gnade zu einer glücklichen Lösung.
Die Mitglieder der Theater-AG haben auch noch für Kostüme, Musik, Licht und Plakat gesorgt. Am Ende des kurzweiligen Abends gab es große Ovationen für alle Beteiligten.
Wolfgang Bachtler, Neustadt/Weinstraße
Mitwirkende
Salinus
Katrin Rode 10d
Egeon Anja Rode 13Ma2
Antipholus von Ephesus Antonia Regis 11D2
Antipholus von Syrakus Dorothee Jochimsen 12Bi2
Dromio von Ephesus Nicola Zimmermann 10b
Dromio von Syrakus Patricia Sieck 13En2b
Angelo Maike Schmidt 11Ek2
Dr. Zwick Malena Große 7f
1. Kaufmann Paulina Knodel 10a
2. Kaufmann Christina Becker 10a
Emilia Christina Becker 10a
Adriana Judith Maurer 13En2b
Luciana Lisa-Marie Schneider 10b
Kurtisane Marcena Kortsik 10a
Bote Malena Große 7f
Gerichtsdiener Julia Becker 7f
Sophie Becker 7f
Souffleuse
Larissa Niesen 8e
Musik
Malena Große 7f
Lichttechnik Anja Rode 13Ma2
Katrin Rode 10d
Christina Becker 10a
Bühnenbild, Kostüme
Theater-AG
Plakat Judith Maurer 13En2b
Dorothee Jochimsen 12Bi2
Maike Schmidt11Ek2
Katrin Rode 10d
Textbearbeitung
Theater-AG
Regie
Doris Kaiser
 

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