Details
Theater-AG Juni 2017
Maria Ward-Schule Mainz
Lustspiel in neun Bildern von Richard Brisley Sheridan
Übersetzung von Wolfgang Hildesheimer

Intro "Die Lästerschule"
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Fotos zur Aufführung
Aufführungstermine
9. Juni 2017, Gewölbekeller der MWS
13. Juni 2017, Gewölbekeller der MWS
14. Juni 2017, Gewölbekeller der MWS
Jahrbuch MWS
"Intrigen mit Ahnengalerie"

Die Theater-AG der Maria Ward-Schule spielt Sheridans "Lästerschule" in der Übersetzung und Bearbeitung Wolfgang Hildesheimers.

Wolfgang Hildesheimer war in den späten fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts der Hauptvertreter des "Absurden Theaters" in Deutschland.
Absurdes und Groteskes fand er offenbar auch in den schrägen Komödien Sheridans und Congreves. Er musste die Dialoge nur ein wenig anschärfen und zuspitzen, um die Damen und Herren der feinen englischen Gesellschaft zu Figuren in absurden Theaterstücken zu machen, zumal diese Damen und Herren ohnehin schon sehr absurde Existenzen sind. Sie sind von Stand und finanziell unabhängig und wenn es mit den Finanzen eng wird, hat man einen alten Onkel, wenn möglich in den Kolonien, der hoffentlich bald stirbt und einen zum Alleinerben macht.
Den Stil der Aufführung gibt das Plakat vor: Man hört es geradezu kichern und prusten, entrüstet aufstöhnen und unterdrückt, aber auch schallend lachen. So wie die Figuren des Stückes übereinander, machen sich die jungen Damen über die Figuren her, die sie spielen werden.
Dabei stürzen sich die Spielerinnen der Theater-AG mit sichtbarem Genuss in die Darstellung dieser schrägen Gestalten und der komplizierten Handlung. Die Regisseurin Doris Kaiser hat den Text klug gekürzt und wie immer das Bühnenbild auf das Nötigste beschränkt. Damit verstärkt sie hier das Absurde und Künstliche des Stücks. Sophie Stich spielt nämlich mit stoischer Ruhe und ironisierter Mechanik alle drei Diener der feinen Herrschaften, tauscht Sofadecken aus, markiert die wechselnden Schauplätze und kündigt Besucher an.
Die Handlung des Stücks kreist um die Brüder Flynn. Joseph Flynn ist ein hintertriebener, scheinheiliger Mitgiftjäger - er liest moraltheoretische Werke -, der es auf Maria, die wohlhabende Nichte Sir Peter Blossoms abgesehen hat, obwohl er sie für ein unbedarftes Gänschen hält. Natalie Schwabl spielt die große Rolle mit der nötigen Eloquenz, wobei es ihr gelingt, den miesen Charakter so interessant zu halten, dass man verstehen kann, wenn Sir Peter auf ihn hereinfällt und Lady Blossom mindestens mit dem Gedanken spielt.
Theresa Stroh spielt glaubhaft den guten Bruder. Charles, den Maria liebt, ist ein liebenswerter, netter junger Mann, der etwas großzügig mit dem Geld umgeht, weswegen er keines mehr hat. Trotzdem ist er bereit, noch ärmeren Menschen zu helfen. Auf diesen charmanten Charles hat es die reiche Witwe Lady Hunter abgesehen. Deswegen unterstützt sie die Absichten Josephs auf Maria, dass sie freie Bahn bei Charles hat. Joseph rechnet sich aber auch noch Chancen bei Lady Blossom aus, die er für eine echte Trophäe hält.
Lady Hunter ist die übelste Intrigantin des Stückes, Davina Meyer gibt ihr die nötige Eleganz und die guten Manieren ohne zu verbergen, dass diese Lady ein ziemliches Miststück ist. Sophie Anselmann spielt Frau Maxwell, auch sie ist im Verleumden sehr geübt. Sie versucht immer Haltung zu bewahren, leider hat sie manchmal ordinäre Ausrutscher. Sir Benjamin Dogberry, der sich für einen Dichter hält und sein beschränkter Onkel Herr Hopper sind die Männerabteilung der Lästerschule. Marie-Sophie Heider spielt Sir Benjamin, Lisa-Julie Ferdinand Herrn Hopper. Mit sichtlichem Genuss führen sie die beiden beschränkten Männer vor, die sich am Lästern beteiligen, weil sie sich so Chancen bei den Damen ausrechnen. Aber so nötig haben es die Damen nicht.
Da sich die feinen Herrschaften nicht die Finger schmutzig machen wollen, halten sie sich einen ambulanten Sekretär, der Briefe fälscht und Gerüchte streut, Herrn Natter. Die Besetzung dieser Rolle mit einem kleinen, lieben Mädchen, ist ein Geniestreich. Alles was das Plakat verspricht, wird mit dieser Besetzung eingelöst. Sylvia Michna spielt ganz großartig die falsche Natter immer mit einem leichten Kichern und macht sich so über die intriganten, feinen Leute lustig, denen sie ohnehin überlegen ist.
Zwischen diesen fragwürdigen Gestalten bewegen sich Sir Peter Blossom und Lady Blossom. Layla Liliana Simon bewegt sich als Sir Peter wirklich wie ein schwerer alter Mann, damit zeigt sie, dass er nicht nur körperlich, sondern auch geistig schon ziemlich unbeweglich ist. Dieser alte Narr hat sich eine schöne junge Frau vom Lande genommen, weil sie so schlicht und einfach ist, und denkt, dass das auch in der Stadt so bleiben wird. Doch die Dame denkt nicht daran. Sie macht sich einen Schlitz ins Kleid und stürzt sich ins Vergnügen. Marie-Claire Hihn verzaubert mit ihrem Charme und ihrer Eleganz nicht nur die Männer im Stück, sondern auch das Publikum.
Aber es gibt auch noch positive Figuren. Marie Leonie Schnaubelt spielt Maria, Sir Peters Nichte und Mündel. Es gelingt ihr, das integre, treue Mädchen zu spielen, ohne von den schrilleren Figuren an den Rand gedrängt zu werden.
Charlotte Köhler spielt Sir Oliver Flynn, den Onkel aus Indien, der das Geld mitbringt. Er ist der Freund Sir Peters und wie dieser hängt er auch an den alten Zeiten. Bevor er seinen Neffen sein Geld vererbt, will er prüfen, ob sie dafür auch würdig sind. Ein alter Freund soll zum Schein um Unterstützung bitten. Joseph lässt seine üblichen scheinheiligen Sprüche ab und gibt nichts. Charles versucht, obwohl er nichts hat, zu helfen. Hier kommt nun die Ahnengalerie zum Einsatz. Charles hat schon alles verkauft, er hat nur noch die Bilder seiner Ahnen.
Theresa Stroh, Layla Liliana Simon, Marie Leonie Schnaubelt und Marie-Claire Hihn haben Bilder ihrer Lehrer gemalt, natürlich darf auch Frau Oberstudiendirektorin nicht fehlen, die hier als die Flynn`schen Vorfahren figurieren, was große Heiterkeit im Publikum erregt. Wir erinnern uns, Doris Kaiser leitet nicht nur die Theater-AG, sie ist auch Kunsterzieherin.
Charles verkauft alle Ahnen, bis auf das Porträt von Sir Oliver, was den Onkel so für ihn einnimmt, dass er ihm sein Geld vererbt. Auch Sir Peter ist so gerührt, dass er einer Verbindung von Charles und Maria zustimmt.
Die kleineren, aber für den Ablauf des Stücks notwendigen Rollen von Jack, Russel und Slick werden von Minou Darabi, Rebecca Niesen und Marietta Köhler rollendeckend gespielt, die sich damit für größere Aufgaben empfehlen.
Das alles geht natürlich mit noch vielen Intrigen und kompromittierenden Situationen ab, Lady Hunter und Lady Blossom müssen sich hinter Vorhängen verstecken, werden entdeckt, Joseph und Lady Hunter werden entlarvt, Lady Blossom erkennt, dass ihr knurriger alter Mann sie wirklich liebt. Bevor es zum großen Happy End kommt, haben auch noch alle Intriganten und Lästerer ihre Auftritte, in denen sie offenbaren, dass sie gar nichts verstehen. Natter sagt einmal die Wahrheit, bittet aber darum, dass das nicht verbreitet wird, er will sich seinen schlechten Ruf erhalten. Joseph nimmt Lady Hunter, irgendwo muss das Geld ja herkommen, eine Verbindung, auf die man sich freuen kann. Lord und Lady Blossom wollen jetzt doch eine glückliche Ehe führen - für interessante junge Männer hat die Lady ja noch als Witwe Zeit.
Isolde Sellin hat souffliert, Sylvia Michna für Licht und Ton gesorgt.
Großer und stürmischer Beifall.

Wolfgang Bachtler, Neustadt/Weinstraße
Mitwirkende
Sir Peter Blossom
Layla Liliana Simon 12D2
Lady Blossom, seine Frau Marie-Claire Hihn 13B2
Maria, Sir Peters Nichte
und Mündel
Marie Leonie Schnaubelt 11D2
Sir Oliver Flynn Charlotte Köhler 11E2
Joseph Flynn, Natalie Schwabl 13E2
Charles Flynn, Theresa Stroh 12B2
   Brüder, Neffen Sir Olivers
Lady Hunter Davina Meyer 11E2
Frau Maxwell Sophie Anselmann 10a
Sir Benjamin Dogberry Marie-Sophie Heider 9f
Herr Hopper, sein Onkel Lisa-Julie Ferdinand 9c
Jack, Freund des Charles Flynn Minou Darabi 8b
Russel, ein altes Familien-
faktotum der Flynns
Rebecca Niesen 10e
Natter, ein ambulanter Sekretär Sylvia Michna 8b
Slick, Pfandleiher und Makler Marietta Köhler 8b
Ein Diener bei Lady Hunter Sophie Stich 9f
Ein Diener bei Joseph Flynn Sophie Stich 9f
Ein Diener bei Sir Peter Blossom Sophie Stich 9f

Souffleuse
Isolde Sellin 10c
Ton und Licht
Sylvia Michna 8b
Ahnengalerie
Theresa Stroh 12B2,
Layla Liliana Simon 12D2,
Marie Leonie Schnaubelt 11D2,
Marie-Claire Hihn 13B2
Bühnenbild, Kostüme, Plakat
 
Theater-AG
Regie
Doris Kaiser
Materialien
Georg Hensel, Spielplan, Schauspielführer von der Antike bis zur Gegenwart, Band 2, Frankfurt am Main, Berlin 1987, S. 1383f
tls.theaterwissenschaft.ch/wiki/Wolfgang_Hildesheimer
uelex.de/artiklar/Wolfgang_HILDESHEIMER
de.wikipedia.org/wiki/The_School_for_Scandal
de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_Hildesheimer
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