Frühere Vorabinfo zur Inszenierung
Theater-AG
Maria Ward-Schule Mainz
Max Frisch
Das Ensemble


Das Stück
In Max Frischs Drama Biedermann und die Brandstifter von 1957/58, das er "ein Lehrstück ohne Lehre" nennt, geht es um den Geschäftsmann Biedermann, der Brandstifter in sein Haus aufnimmt. Er weiß, dass in der Stadt Brandstifter sind, die überall Feuer legen, will dies aber nicht wahrhaben. Aus Bequemlichkeit, Dummheit und Angst verschließt er die Augen vor der Wirklichkeit, er will das Böse nicht sehen. Er baut auf den guten Willen der Brandstifter, tut so, als würden sie scherzen und versucht sogar, sie als Freunde zu gewinnen. Aus Angst vor dem notwendigen Eingreifen und der eigenen Verwandlung besteht er auf dem vermeintlichen Bürgerrecht, "überhaupt nichts zu denken". Die Brandstifter sagen offen, was sie planen: "Scherz ist die drittbeste Tarnung. Die zweitbeste ist Sentimentalität. . Aber die beste und sicherste Tarnung . ist immer noch die blanke und nackte Wahrheit. Komischerweise. Die glaubt niemand."
Biedermann ergreift keine Initiative, er redet sich sogar die augenfälligen Vorbereitungen der Brandstifter immer wieder schön und trägt dadurch aktiv zu seinem eigenen Unglück und dem der Stadt bei. Zuletzt überreicht er ihnen sogar die Streichhölzer: "Wenn die wirklich Brandstifter wären, du meinst, die hätten keine Streichhölzer?"
Das Stück kann ganz unterschiedlich gedeutet werden, u.a. als "eine Parabel, in der die Machtergreifung Hitlers treffend eingefangen ist." (Hellmuth Karasek) Friedrich Luft sah die Parabel Biedermann und die Brandstifter vielfach anwendbar: " [.] man kann an die demokratische Duldsamkeit denken, mit der extreme Brandstifter biedermännisch von uns ausgehalten werden, ganz rechts und ganz links. [.] Aus Gründen der öffentlichen Gemütlichkeit schieben wir die Regungen einer besseren Einsicht einfach weg: Ist ja alles nicht so schlimm."
Max Frisch selbst erklärte 1978, 20 Jahre nach der Uraufführung des Stückes: "Wer denn eigentlich mit den beiden Brandstiftern gemeint sei, die Frage ist mir in zwanzig Jahren mindestens von tausend Schülern gestellt worden. Gottlieb Biedermann ist ein Bourgeois, das ist offenbar. Aber zu welcher Partei gehören die beiden Brandstifter? - kein Satz, den sie sagen, weist darauf hin, dass sie die Gesellschaft verändern wollen. Keine Revolution also, keine Weltverbesserer. Wenn sie Brand stiften, so aus purer Lust. Es gibt Pyromanen. Ihre Tätigkeit ist apolitisch. [.] Ich meine, die beiden gehören in die Familie der Dämonen. Sie sind geboren aus Gottlieb Biedermann selbst: aus seiner Angst, die sich ergibt aus seiner Unwahrhaftigkeit."